KEMPELEN, Wolfgang von
* 23. 1. 1734, Pressburg, Slowakische Republik
† 26. 3. 1804, Wien, Österreich
Mechaniker, Erfinder (Schachautomat, Sprechmaschine)
K. besuchte die Gymnasien in Pressburg/Bratislava und Győr/Ráb und studierte an der Wiener Universität Philosophie und Jus. Er wurde einer der hervorragendsten Gelehrten in der damaligen Habsburger Monarchie. K. begann seine berufliche Karriere in der Königlichen Ungarischen Hofkammer in Pressburg/Bratislava, wo er in den 1760er Jahren die Position eines Sekretärs mit dem Titel eines Hofkammerrates bekleidete. In dieser Funktion war er u.a mit der Kontrolle der Manufakturen und landwirtschaftlichen Güter, mit der Kolonisierung des Banat und von Temeschburg/Temesvár/Timişoara und mit der Beaufsichtigung der Salzbergwerke beauftragt. Als Leiter der Banater Einrichtungskommission legte er 1770 einen ausführlichen Bericht über die Landes- und Bergwerkseinrichtungen vor. Im Jahre 1777 wurde er auch mit dem Umzug der Universität von Trnava nach Buda beauftragt. Von 1786 bis 1798 diente K. als Hofrat in der Vereinigten Ungarisch-Siebenbürgischen Hofkanzlei.
Seine größten Erfolge erreichte K. auf dem Gebiet der Mechanik und des Automatenbaus. Zu seinen bekanntesten Konstruktionen gehörten ein Springbrunnen im kaiserlichen Schloss Schönbrunn in Wien oder das komplizierte Pumpensystem für die Burg in Pressburg/Bratislava. In den 1780er Jahren projektierte er das Gebäude des Nationaltheaters in Buda und konstruierte eine Schreibmaschine mit Tastatur für Blinde.
Berühmtheit erlangte K. allerdings 1769 mit seinem Schachautomaten. Es handelte sich um eine lebensgroße, einen Türken darstellende Puppe, die hinter einem Tisch mit dem Schachbrett saß. Ein aufwendiges Räderwerk im Tisch, das K. auch vorführte, täuschte eine komplexe Mechanik vor, deren System Verwunderung auslöste. Allerdings hatte K. im Inneren einen Menschen versteckt. Mit diesem „Automaten“ absolvierte er eine Tournee durch mehrere Großstädte Europas. Anfang der 1790er Jahre kaufte der preußische König Friedrich II. den Schachautomaten. Der Schachautomat gelangte schließlich in ein Museum in Philadelphia (USA), wo er 1854 verbrannte.
Ebenfalls seit 1769 arbeitete K. über 22 Jahre an einer „Sprechmaschine“. Erst sein drittes, 1791 fertig gestellte Modell entsprach seinen Anforderungen nach einer mechanischen Nachahmung der menschlichen Sprache mit Hilfe eines Blasebalgs und eines hölzernen Resonanzraums mit dem für die Lautbildung notwendigen Simulationen von Kehlkopf, Glottis und Zunge. K.s „Sprechmaschine“ befand sich bis 1906 im „k. k. Konservatorium für Musik in Wien“, das sie dem neu gegründeten Deutschen Museum in München überließ.