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HESS, Victor Franz

* 24. 6. 1883, Schloss Waldstein bei Deutschfeistritz , Österreich
† 17. 12. 1964, Mount Vernon bei New York , USA

Physiker

H., Sohn des herrschaftlichen Forstmeisters Vinzenz H. (1842-1917), und der Franziska Soraphica Marianna, geb. Großbauer, Edle von Waldstätt (1841-1913), studierte nach der mit Auszeichnung abgelegten Matura in Graz (1901) an der dortigen Universität, wo er 1906 „sub auspiciis imperatoris“ promovierte.
Nach dem Selbstmord Paul Drudes, an dessen Berliner Institut H. seine wissenschaftliche Karriere beginnen wollte, wurde er im selben Jahr von seinem Lehrer Leopold von Pfaundler ans II. Physikalische Institut der Universität Wien vermittelt, wo er von Franz Exner und Egon von Schweidler in die damals noch wenig erforschten Gebiete der atmosphärischen Elektrizität und der Radioaktivität eingeführt wurde. 1907 begann H. seine Lehrtätigkeit als nebenberuflicher Demonstrator am Mineralogischen Institut der Universität Wien, 1908 wurde er Honorardozent für Medizinische Physik an der Wiener Tierärztlichen Hochschule (bis 1920). An der Universität Wien habilitierte er sich 1910 als Privatdozent und wurde, vom Physikalischen Institut dienstabgestellt, Assistent Stefan Meyers am neu gegründeten privaten Wiener Institut für Radiumforschung.
Angeregt von Vorarbeiten, vor allem durch jene des Schweizers Albert Gockel, untersuchte H. 1911/12 mit Unterstützung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mittels Ballonfahrten die höhenspezifische Veränderung der Luftionisation. Seine Messergebnisse, eine Abnahme der Ionisation bis etwa 1.000 m Seehöhe und ihre anschließende Zunahme bis annähernd auf den dreifachen Wert in Bodennähe in etwa 5.000 m, wurden zusammen mit ihrer Interpretation als Folge außerirdischer, kosmischer (Gamma-)Strahlung die Grundlage für den 1936 zusammen mit Carl David Anderson (für die Entdeckung des Positrons) an H. verliehenen Nobelpreis für Physik.
Während der Zeit am Institut für Radiumforschung beschäftigte sich H. auch mit der Wärmestrahlung des Radiums, der Anzahl der von einem Gramm Radium ausgesandten Alpha-Teilchen und der Zählung von Gammastrahlen, wofür er zusammen mit dem ebenfalls am Radiuminstitut tätigen Engländer Robert W. Lawson ein Vorläufergerät des Geiger-Müller-Zählers entwickelte. Eine in diesen Jahren erlittene Radiumverbrennung führte Anfang der 1930er Jahre zum Verlust seines linken Daumens und zu seiner Beschäftigung mit Problemen des Strahlenschutzes und der medizinischen Radiologie. 1919/20 trat H. mit Arbeiten über den Ionenwind hervor.
1920 nahm H., im Jahr zuvor in Wien mit dem Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors versehen, das Angebot der Universität Graz auf ein neu geschaffenes Extraordinariat für Experimentalphysik am Institut Hans Benndorfs an, ließ sich aber schon wenig später beurlauben, um als Chefphysiker der US Radium Corporation in East Orange, New Jersey, ein Forschungslabor aufzubauen und zu leiten (1921-1923). Eine Lehrvertretung führte ihn auch an die Columbia-University. 1925 wurde H. in Graz ordentlicher Universitätsprofessor und beschäftigte sich in der Folge wieder intensiv mit der nun weltweit betriebenen Forschung an der elektrischen Leitfähigkeit der Atmosphäre und der kosmischen Strahlung, deren Werte inzwischen vom Nobelpreisträger des Jahres 1923, Robert Andrews Millikan, in Frage gestellt worden waren. H. und seine Mitarbeiter unternahmen dabei auch Messungen auf dem Sonnblick (3.100 m) und auf Helgoland. 1929 lehnte H. eine Berufung an das amerikanische Union Medical College in Peking ab und wurde zum Dekan der Philosophischen Fakultät seiner Universität gewählt. Zwei Jahre später nahm er jedoch das Angebot der Universität Innsbruck auf ein eigenes Institut an und richtete als Ordinarius und Vorstand des neu gegründeten Instituts für Strahlenforschung auf dem durch eine Seilbahn erschlossenen Hafelekar (Karwendelgebirge) in 2.300 m Seehöhe eine Beobachtungs- und Forschungsstation ein. H. arbeitete dort mit Ionisations- und Nebelkammern sowie neuesten Zählgeräten weiter an der Aufklärung der kosmischen Strahlung und entwickelte mit seinen Mitarbeitern mit der „Kernspurplatte“, einer feinkörnigen, silberbeschichteten Fotoplatte, auf der Silberatome durch auftreffende Strahlteilchen zertrümmert wurden, auch eine neue Methode für deren Nachweis. Für seine Arbeiten erhielt H. Unterstützung von der Österreichischen und der Preußischen Akademie der Wissenschaften, dem österreichischen Unterrichtsministerium, der Notgemeinschaft Deutscher Wissenschaft und der amerikanischen Rockefeller-Foundation.
1937 wurde H., seit 1933 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, als Nachfolger Hans Benndorfs neuerlich ans Grazer Physikalische Institut berufen, nahm die Stelle aber erst auf Drängen des damaligen Unterrichtsministers Hans Pernter an, da er Innsbruck nur ungern verließ. Von seiner Gründung (1934) bis zu seiner Auflösung (1938) gehörte H. dem österreichischen Bundeskulturrat an.
Die nationalsozialistische Machtübernahme in Österreich brachte für den Katholiken und Kosmopoliten, der überdies mit einer Jüdin verheiratet war und eine jüdische Großmutter hatte, zunächst die Pensionierung und nach einer Berufung in die USA, der er erst nach Rückzahlung der in Schweden investierten Nobeldotation Folge leisten durfte, schließlich die Entlassung ohne Pensionsanspruch (1955 Zuerkennung eines Ruhegenusses durch die Republik Österreich, rückwirkend bis 1950).
Im November 1938 nahm H. die Lehrtätigkeit an der jesuitischen Fordham-University, New York, auf, an der er Vorlesungen über Atom- und Kernphysik, kosmische Strahlung und Meteorologie sowie atmosphärische Elektrizität hielt und 1956 emeritiert wurde. Seine Publikationen aus der amerikanischen Zeit betrafen vorwiegend die Ionisation der erdnahen Atmosphäre, hervorgerufen durch die in Luft, Erdboden und Gesteinen enthaltenen radioaktiven Stoffe, und die kosmische Strahlung. Insgesamt umfasst das wissenschaftliche Lebenswerk von H. etwa 170 Arbeiten.
H., der 1944 einen Ruf an das Dubliner Institute for Advanced Studies ablehnte – er hätte ihn zum Kollegen Erwin →Schrödingers gemacht – und im selben Jahr Staatsbürger der USA wurde, erwog nach 1945 mehrfach die Rückkehr nach Österreich, empfand die politische Situation aber als zu unsicher und hielt sich nur zu Gastaufenthalten in Österreich auf, die er verschiedentlich auch mit Gastvorlesungen verband.
H. erhielt 1919 die Lieben-Medaille der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 1932 den Ernst Abbé-Gedächtnispreis der Carl Zeiss-Stiftung Jena und die Abbé-Medaille, 1936 und erneut 1959 das österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst sowie 1958 die Verdienstmedaille der Fordham-Universität. 1937 wurde er von der Wiener Tierärztlichen Hochschule zum Ehrendoktor ernannt, 1946 folgte die Fordham-Universität, 1956 die Loyola-Universität Chicago und schließlich 1958 die Universität Innsbruck. 1961 wurde H. zudem Mitglied der päpstlichen Akademie der Wissenschaften.
H. war in erster Ehe (1920) mit der erheblich älteren verwitweten Offiziersgattin Berta Breisky, geb. Wärmer (1868-1955) verheiratet, die einen Sohn und eine Tochter in die Ehe mitbrachte, und in zweiter Ehe (1955) mit seiner damaligen Haushälterin Elisabeth Buchheim. Beide Ehen blieben kinderlos.
Mit der Entdeckung und Erforschung der kosmischen Höhenstrahlung zählt H. zu den Begründern der modernen Physik.

15. 11. 2009 - Publication of the online lexicon

At the end of November we will eagerly await the publication of the Online lexicon of scientists and inventors from Central Europe in the Slovenian language. This will be followed by English, ...

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