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This project is funded by the European Commission. The content is the responsibility of the author and in no way represents the views of the European Commission.

MARCUS, Siegfried

* 18. 9. 1831, Malchin, Deutschland
† 1. 7. 1898, Wien, Österreich

Elektrotechniker, Mechaniker, Konstrukteur, Erfinder

Geboren als dritter Sohn von Rosa und dem Geschäftsmann und Vorsteher der Malchiner jüdischen Gemeinde Liepmann M. erlernte Siegfried den Beruf des Mechanikers und besuchte die Gewerbeschule in Berlin. Danach war er bei der Berliner Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske beschäftigt und arbeitete 1847/48 an der Seite von Werner Siemens an der ersten Telegraphenleitung des Kontinents. M. erfand ein Telegraphenrelais, für das ihm die sächsische Regierung einen Preis von 1.000 Talern zusprach. Mit diesen Erfahrungen und Kenntnissen kam M. 1852 nach Wien, wo er zunächst beim Mechaniker Eduard Karl Kraft sowie am Mechanischen Institut in Erdberg beschäftigt war. Er arbeitete schließlich drei Jahre als Mechaniker an der Josephsakademie und als Assistent am chemischen Laboratorium des Physiologen Karl Ludwig. 1860 errichtete er eine eigene Werkstätte, die er zunächst als „Telegraphen-Bauanstalt“, später als „Fabrik mechanischer und physikalischer Instrumente und Apparate“ führte.
M. war vielseitig erfinderisch tätig. 1856 legte er der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ein Zeicheninstrument zum Verkehrtzeichnen vor. Dieser „Antigraph“ vereinfachte das bislang aufwendige Verfahren der Lithographen und Kupferstecher, Originalbilder verkehrt auf Stein- und Metallplatten zu übertragen. Neben Privilegien auf verbesserte Sicherheitsventile an Dampfkesseln (1857) und Verbesserungen an Schraubenschneidkluppen (1857) arbeitete M. vor allem an elektrotechnischen Entwicklungen. Er erwarb österreichische Privilegien auf ein Morse-Relais, einen Zeigertelegraphen, einen Telegraphenapparat und einen Feldtelegraphen. Verbesserungen und Innovationen von elektrischen Lampen und Glühlichtapparaten, worüber er mit Werner Siemens korrespondierte, wiesen M. als Pionier des Beleuchtungswesens aus. Die Erfindung einer neuen Thermosäule (1865) galt als wesentlicher Fortschritt der Nutzbarmachung der Elektrizität und wurde von der Akademie mit 2.500 Gulden prämiert. Zusammen mit Bela Egger konstruierte er einen elektrischen Glühlichtapparat, der 1879 die Aufmerksamkeit der Fachwelt erregte, als diese Lampe in einem für Eisenbahnzwecke konstruierten Beleuchtungswagen verwendet wurde.
Von besonderer Bedeutung waren seine Konstruktionen von Zünd- und Karburierapparaten. M. setzte seine Karburierapparate zunächst zur einfachen und kostengünstigen Herstellung von Leuchtgas ein. Er stattete schließlich sämtliche seiner Motorkonstruktionen mit Zünd- und Vergasungsapparaten eigener Konstruktion aus. 1888 wurde in Wien bekannt, dass M. bereits 1870 einen verdichtungslosen Verbrennungsmotor mit magnetelektrischer Hochspannungszündung konstruiert hatte, der mit einem magnetelektrischen Zündinduktor und einem Apparat zur Karbonisierung der atmosphärischen Luft (Privilegien 1864 und 1866) arbeitete und sich für den Betrieb eines Straßenwagens anbot. Fotografien des Verbrennungsmotors wurden 1904 veröffentlicht. Eine heute noch vorhandene Original-Fotografie wurde vom Erfinder signiert und datiert und trägt die Aufschrift „Petroleum (Benzin) (Motor) zum Betriebe eines Straßenwagens mit Federvorrichtung zur Neutralisirung der Explosionsstöße – konstruirt von Siegfr. Marcus 1870“.
Im Jahre 1898 wurde erstmals eine Fotografie vom so genannten „Ersten Marcus-Wagen“ veröffentlicht. Einem Handwagen hatte man die Hinterräder abgenommen und an deren Stelle die Schwungräder des Motors angebracht. Um den Motor-Wagen in Bewegung zu setzen, musste man die Treibachse hochbocken und die Treibräder vom Boden heben. Mangels einer Lenkung musste der Wagen am vorderen Drehgestell mit der Hand geführt werden. Unmittelbare Reaktionen zu Fahrversuchen oder zeitgenössische Presseberichte über Testfahrten mit dem M. Motor-Wagen sind nicht bekannt. Erst in späteren Jahren (1890, 1898 und 1904) wurden Hinweise auf die Fahrversuche von M. publik. Aus einem Briefwechsel des Jahres 1901 geht hervor, dass M. selbst Ausfahrten mit seinem ersten Wagen in den 1870er Jahren bestätigt hat. Der Wagen selbst ist nicht erhalten. Eine Fotografie dokumentiert jedoch M.s Bestrebungen der Motorisierung eines Fahrzeugs durch einen mobilen Verbrennungsmotor und trägt seine Handschrift: „Motor-Wagen konstruiert von Siegfr. Marcus Wien d 3ten Septbr 1870 – photographiert von Löwy durch Assistent Jaffé“. Dieser Wagen gilt als erstes benzinbetriebenes Fahrzeug.
Neben dem verdichtungslosen Verbrennungsmotor und dem Motor-Wagen von 1870 erwähnte Johann →Radinger im Bericht über die Weltausstellung 1873 auch einen Motor von M. Ab 1887 konstruierte er Benzinviertaktmotoren mit Spritzbürstenvergaser und magnetelektrischer Niederspannungs-Abreißzündung eigenen Systems (österreichisches Privileg 1882, deutsches Reichspatent 1884).
Das heute als „Zweiter Marcus-Wagen“ bekannte vierrädrige Benzinautomobil wurde erstmals auf der „Collectiv-Ausstellung der Automobilebauer Oesterreichs“ im Jahre 1898 gezeigt. Der Österreichische Automobil-Club erwarb das Auto 1898 um 100 Gulden. M. verwendete damit erstmals die magnetelektrische Niederspannungs-Abreißzündung zur Zündung eines Benzin-Luft-Gemisches. Der im Wagen befindliche Einzylinder-Benzin-Viertaktmotor wurde 1888 von Märky, Bromoskovský und Schulz in Adamsthal/Adamov bei Brünn/Brno gefertigt. Eine exakte Datierung ist schwierig, da M. wohl Privilegien auf einzelne Motorkonstruktionen, jedoch keines auf ein Automobil als Gesamtkonstruktion erhielt. Neben zeitgenössischen Hinweisen und vorhandenen brieflichen Quellen der Adamsthaler Maschinenfabrik stellt eine Konstruktionszeichnung vom Jänner 1889 den ersten Hinweis auf einen Fahrzeugplan dar, nach dessen Modifizierung das vierrädrige Benzinautomobil gebaut worden sein dürfte. Das erste in Österreich gebaute Benzinautomobil, das weltweit erste Kraftfahrzeug mit Benzin-Viertaktmotor und magnetelektrischer Niederspannungs-Abreißzündung befindet sich heute im Eigentum des Österreichischen Automobil-Motorrad- und Touring-Club und steht im Technischen Museum Wien.
M. erhielt im Laufe seines Lebens 38 österreichische Privilegien sowie zahlreiche ausländische Patente, pflegte Verbindungen zum Kaiserhaus, war Mitglied des Elektrotechnischen Vereins und des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins. Mit seiner Lebensgefährtin Eleonore Baresch (1842-1919) hatte M. zwei Töchter.

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