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WITTGENSTEIN, Karl

* 9. 4. 1847, Gohlis bei Leipzig , Deutschland
† 20. 1. 1913, Wien, Österreich

Unternehmer

W. zählte gegen Ende des 19.Jahrhunderts zweifellos zu den einflussreichsten Montanindustriellen der österreichisch-ungarischen Monarchie. Am Höhepunkt seiner Karriere beherrschte er die bedeutendsten Kohlenbergbaue sowie Eisen- und Stahlkonzerne Böhmens und Österreichs und nahm damit eine Monopolstellung ein.
Geboren wurde er als elftes Kind der Familie eines sächsischen Wollgroßhändlers, die 1851 nach Vösendorf bei Wien übersiedelt war. W. verließ nach Abschluss des Gymnasiums als Achtzehnjähriger das Elternhaus und erreichte 1865 mit einem gefälschten Pass Amerika, wo er zwei Jahre in verschiedensten Stellungen arbeitete. Weitere Amerikareisen sollten später (nach 1889) W.s Weltbild ganz wesentlich prägen. Zurückgekehrt besuchte er in Wien Vorlesungen am Polytechnischen Institut, praktizierte in der Maschinenfabrik der Staatseisenbahngesellschaft und arbeitete schließlich als technischer Zeichner, bis ihn Paul Kupelwieser 1872 in sein Walzwerk nach Teplitz/Teplice holte. Als dieser 1877 Teplitz/Teplice in Richtung Witkowitz/Vitkovice, verließ konnte ihm W. als Generaldirektor nachfolgen. Sein enormes geschäftliches Geschick und seine Skrupellosigkeit stellte er erstmals im Jahre 1880 unter Beweis, als es ihm gegen die Konkurrenz der mächtigeren Böhmischen Montan-Gesellschaft gelang, von der Dortmund-Hörder-Hüttenunion die Lizenz des Thomas-Verfahrens zur Verhüttung des phosphorfreien Roheisens für Böhmen zu erlangen. Sein nächster Coup galt der Böhmischen Montan-Gesellschaft. Deren Schwächung nutzend gelang W. 1884 mit Hilfe seiner Freunde und mit dem eigenen Geld dieser Gesellschaft die Übernahme der Aktienmehrheit. In Teplitz/Teplice gründete er im selben Jahr mit der Rudolfshütte das größte Feinblech-Walzwerk der Monarchie.
Seine weiteren Geschäfte galten der Übernahme der Prager-Eisenindustrie-Gesellschaft (PEG). Er wechselte 1885/86 unter der Bedingung zur PEG über, dass diese die im Besitz der W.-Gruppe befindlichen Aktien des Teplitzer Walzwerkes übernahm und ihn mit Aktien der PEG bezahlte. Mit dieser Fusion avancierte er selbst zum Zentraldirektor der großen PEG. Zu seinen weitreichenden Aktivitäten im Zusammenhang mit diesen Erwerbungen zählte die Gründung von Kartellen: das Schienenkartell 1878 und das Stabeisenkartell 1884. Zur PEG gehörte auch das Werk in Kladno westlich von Prag, wo W. 1890 ein neues Tiegelgussstahlwerk errichtete.
Der folgende Erwerb der Aktienmehrheit der St. Egydyer Eisen- und Stahl-Industrie-Gesellschaft im Jahre 1890 mit einer Drahtseil- und Feilenproduktion im niederösterreichschen St. Aegyd und Furthof diente der Absatzsicherung des Poldistahls. Seine energische Rationalisierung und Zentralisierung der Erzeugung auf diese beiden Werke wurde 1891 von einem vierwöchigen Streik begleitet. Aus demselben Grund der funktionellen Integration und im Besonderen der Weiterverarbeitung des Gussstahls der Poldihütte erwarb die PEG unter W. zahlreiche krisengeschüttelte Sensenwerke in der Obersteiermark. Die so genannte W.-Konzentration vereinte nach 1891 einen großen Teil der obersteirischen Sensenerzeugung in einer neu errichteten Sensenfabrik an Stelle des 1889 liquidierten Judenburger Eisenwerkes. In Judenburg trat im Jahre 1906 auch W.s Sohn Konrad zusammen mit Sebastian Danner als Gründer der Steirischen Gussstahlwerke auf.
Nachdem W. bereits die böhmische Eisenindustrie dominierte und Einfluss auf die weiterverarbeitende Industrie erlangt hatte, richtete sich Ende der neunziger Jahre sein begehrlicher Blick auf den einzigen mächtigen Konkurrenten, die Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft (OAMG), die seit ihrer Gründung im Jahre 1881 den Markt in den Alpenländern Steiermark und Kärnten beherrschte. Als Mitglied des Verwaltungsrates der Credit-Anstalt konnte er diese 1897 zur Übernahme der Aktienmehrheit der OAMG bewegen. Die Credit-Anstalt zog sich allerdings bereits nach zwei Jahre aus diesem spekulativen Geschäft zurück, in dem W. nur als Drahtzieher im Hintergrund tätig war und nie als Aktionär in die Öffentlichkeit trat. Seine Positionen übernahmen die in seinem Einfluss stehenden Banken, die Böhmische und die Niederösterreichische Escompte Bank, die PEG und als Strohmänner elf seiner besten Freunde, darunter Max Feilchenfeld, Isidor Weinberger, Karl von Wessely, Karl und Otto Wolfrum, Karl und Paul Kupelwieser sowie Wilhelm Kestranek. In der OAMG übernahmen Guido Hell von Heldenwerth die Position des Generaldirektors und Anton Ritter von Kerpely jene des Stellvertreters. Sie leiteten um die Jahrhundertwende die technische und organisatorische Umgestaltung der OAMG mit einer Konzentration des Betriebes auf Donawitz und der Auflassung der Kärntner Betriebe.
Zurückgekehrt von einer dreimonatigen Weltreise gab W. nach kritischen Reaktionen auf die beabsichtige Ausschüttung der Reserven der PEG 1898 alle seine öffentlichen Positionen auf und zog sich völlig in das Privatleben zurück, das er zum Teil in Wien und zum Teil in seiner Landvilla in Hochreith, Gemeinde Rohr am Gebirge, in Niederösterreich verbrachte.
1874 heiratete W. Leopoldine, geb. Kalmus (* 1850), mit der er acht Kinder hatte. Drei Söhne beendeten ihr Leben durch Selbstmord. Ludwig, der jüngste Sohn (1889-1951), wurde als Philosoph weltbekannt.

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