ZIPERNOWSKY, Károly
* 4. 4. 1853, Wien , Österreich
† 29. 11. 1942, Budapest , Ungarn
Elektrotechniker
Nach einer Ausbildung zum Apothekergehilfen in Kecskemét studierte Z. ab 1874/75 Maschinenbau an der Technischen Universität Budapest. Bereits als Student hielt er Vorträge im Verein Ungarischer Ingeniere und veröffentlichte eine Arbeit in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften. Seine erste Stelle erhielt er als technischer Zeichner bei den Österreichischen Staatsbahnen. Im August 1878 engagierte ihn der Leiter der →Ganz’schen Fabrik Andreas →Mechwart für die Errichtung, Organisation und Leitung einer Elektro-Abteilung für Starkstrom. Dort installierte Z. eine elektrische Beleuchtungsanlage für die Gießerei-Werkstatt ebenso wie im Budapester Nationaltheater und konstruierte eine Lichtmaschine zum Betrieb von Bogenlampen. Danach widmete er sich erfolgreich der Entwicklung von Wechselstromgeneratoren. 1883 erfand er zusammen mit Miksa →Déri einen Selbstinduktions-Wechselstromgenerator. 1885 ließ er, zusammen mit →Déri und Otto Titusz →Bláthy, das parallel geschaltete Stromverteilungssystem, das auf dem Prinzip der Anwendung von Wechselstrom-Induktoren beruhte, patentieren. Im selben Jahr erhielten Z., →Déri und →Bláthy auch ein Patent auf einen Transformator mit geschlossenem Ankerkern: die Voraussetzung für den weltweiten Bau von Wechselstrom-Kraftwerken. Die erste öffentliche Präsentation erfolgte anlässlich der am 1. Mai 1885 eröffneten ungarischen Landesausstellung. Die über Mantelgeneratoren verteilte Energie eines Wechselstrom-Synchrongenerators mit einer Klemmenspannung von 70 Perioden und 1.350 V brachte 1.076 Glühlampen zum Leuchten.
Mit diesen, von Z. wesentlich geprägten Erfindungen, konnte die Fabrik von Ábráham →Ganz eine bedeutende Stellung am Weltmarkt behaupten. In weiterer Folge entwickelte Z. noch die Stromtransformierung mit einem einzigen Rotor, die Glühbirnenfassung mit Bajonettverschluss, eine Einschienen-Straßenbahn für enge Gassen, die allerdings nur als Modell entstand (heute im Verkehrsmuseum Budapest) und gemeinsam mit →Déri ein patentiertes Mehrphasen-Stromverteilungssystem.
In seiner Arbeit „Eigene und mit anderen zusammen patentierte Erfindungen“ veröffentlichte er 1900 die Beschreibung von vierzig Patenten. Als Leiter eines der bedeutendsten elektrotechnischen Werke Europas berief ihn, nach anfänglichen Widerständen gegen den Praktiker, die Technische Universität Budapest 1888 als Ordinarius auf den neu errichteten Lehrstuhls für Elektrotechnik. Bis zu seiner Emeritierung 1924 widmete er sich nunmehr vor allem der Lehrtätigkeit, dem Ausbau des Instituts und der Ausstattung eines Laboratoriums.
Die Ungarische Akademie der Wissenschaften wählte Z. 1893 zum korrespondierenden Mitglied. Von 1905 bis 1938 war er Präsident des Ungarischen Vereins für Elektrotechnik und danach Ehrenpräsident. Im Gedenken an Z. verleiht der Verein jährlich eine Z.-Gedenkmedaille.