KANDÓ, Kálmán
* 10. 7. 1869, Budapest, Ungarn
† 13. 1. 1931, Budapest, Ungarn
Eisenbahningenieur
K. studierte bis 1892 Maschinenbau an der Technischen Universität Budapest. Danach ging er vorerst ins Ausland und arbeitete in Frankreich bei der Eisenbahn „Compagnie de Fives-Lille“. Nach zwei Jahren kehrte er zurück und trat in den Dienst der Elektrizitätsfabrik der Firma →Ganz ein, deren Leiter er bald wurde.
Er begann mit der Produktion von Induktionsmotoren und konstruierte 1898 die
erste Dreiphasenstraßenbahn für Evian-Les-Bains. Aufgrund der gewonnenen Erfahrung konstruierte er auch die erste mit Wechselstrom (3.000 V) betriebene dreiphasige elektrische Eisenbahn, die im Valtellina-Tal in Italien erfolgreiche Versuchsfahrten absolvierte. K. zählt damit zu den Pionieren der erfolgreichen elektrischen Zugtraktion.
Mit amerikanischer Finanzierung entstand in Italien die Firma „Societa Italiana Westinghouse“ zum Bau von Lokomotiven nach K.s System. K. übernahm deren Leitung. Zahlreiche Eisenbahnlinien in verschiedenen Ländern wurden noch vor dem Ersten Weltkrieg nach seinem System elektrifiziert. 1917 kehrte er nach Budapest zurück. Wieder bei →Ganz konstruierte er ein elektrisches System mit Phasenänderung, womit die direkte Anwendung des Stroms aus Kraftwerken mit 50 Perioden im Eisenbahnbetrieb möglich wurde. Dieses System fand zuerst bei der Elektrifizierung der Linie Budapest - Wien 1929/31 Anwendung. Die erste erfolgreiche Probefahrt erlebte K. jedoch nicht mehr.