OCHOROWICZ, Julian
* 23. 2. 1850, Radzymin bei Warschau , Polen
† 1. 5. 1917, Warschau, Polen
Erfinder (Telegraf, Telefon, Fernsehen)
Nach dem Abschluss des Gymnasiums in Lublin begann O. 1866 das Studium an der Philologisch-Historischen Fakultät der Warschauer Hochschule. Nach dem ersten Studienjahr wechselte er an die Fakultät für Physik und Mathematik. Sein Diplom erhielt er 1872 an der Warschauer Universität.
Mit der Veröffentlichung „Einführung und allgemeine Betrachtung über positive Philosophie” wurde er zu einem führenden polnischen Positivisten. Im Jahre 1873 erhielt er den Doktortitel der Philosophie an der Universität in Leipzig für seine Arbeit zur Physiologie und Psychologie des menschlichen Gehirns und Nervensystems. 1875 wechselte er als Dozent an die Universität Lemberg/Lwow/Lwiw/Lwów, wo zu Psychologie, Parapsychologie, Elektrizität und Elektromagnetismus las. Damals publizierte er in der Zeitschrift „Kosmos” mehrere Aufsätze, in denen er als einer der ersten wissenschaftlich fundierte theoretischen Grundlagen des Fernsehens beschrieb. 1882 übersiedelte er nach Paris, wo er mit Unterstützung seines Freundes Bruno →Abdank-Abakanowicz seine Forschungsarbeiten in Psychologie und Elektrotechnik fortsetze konnte.
Größere Bekanntheit erlangt O. vor allem als Konstrukteur und Erfinder. Seine erste Erfindung war der transportable Telegraf. Dann konstruierte er neue Typen des Kohlenmikrofons, eines Thermomikrofons und eines Magnettelefons. Große Nachfrage fand das Doppelmembranentelefon, d. h. ein Telefon, das die übertragenen Töne sehr laut wiedergab. Diese Erfindung nahm den Lautsprecher vorweg.
Die französische Post und das Heer schenkten seinen Erfindungen großes Interesse, was ihm Erteilung von Patenten ermöglichte und auch zu einer Massenproduktion seiner Erfindungen in Frankreich führte.
Versuche mit seinen Apparaten fanden auch in Warschau/Warszawa statt, wo eine Filiale der Firma „Abakanowicz u. Ges.” diese aus den in Frankreich produzierten Teilen montierte.
Im Jahre 1885 gewann O. eine Ausschreibung des Russischen Technischen Verbandes in St. Petersburg für eine systematische Anwendung seiner Apparate in Russland. 1898 kehrte er nach Warschau/Warszawa zurück, wo er seine Untersuchungen zur Hypnose und Telepathie fortsetzte. Dabei benutzte er von ihm konstruierte Instrumente wie z. B. Chronofotograf, Kryptometer, Galvanometer.
Im Jahre 1906 wählte ihn das Internationale Institut der Psychologie in Paris zu seinem Vorsitzenden.