PETZVAL, Jozef Maximilián
* 6. 1. 1807, Szepes Béla , Slowakische Republik
† 17. 9. 1891, Wien, Österreich
Mathematiker, Physiker
P.s Interesse für Mathematik begann bereits am Gymnasium in Podolínec und Levoča, sodass er am Beginn des dreijährigen philosophischen Kurses an der Königlichen Akademie in Kaschau/Košice bereits gewisse Kenntnisse in höherer Mathematik vorweisen konnte. Seit 1826 studierte P. am „Institutum Geometricum“ in Ofen/Buda, das er nach zwei Studien- und zwei Praxisjahren mit dem Ingenieurdiplom abschloss.
Er blieb vorerst in Pest, entwarf für die Stadt das Projekt eines Schifffahrtskanals und führte die erforderlichen Vermessungsarbeiten durch. Neben der Praxis schloss er 1832 ein Mathematikstudium an der Universität mit der Promotion ab. Noch im selben Jahr berief ihn die Universität als außerordentlichen Professor der Mathematik, Mechanik und Praktischen Geometrie. 1835 folgte die Ernennung zum ordentlichen Professor für Höhere Mathematik.
1837 folgte P. einem Ruf an die Wiener Universität. Hier hielt er bis 1877 Vorlesungen über die Theorie höherer Linear- und Differenzialgleichungen, der algebraischen Gleichungen, der Schwingung von gespannten Seilen, der Kreisbewegung sowie die Ballistik und analytische Mechanik.
Neben der Mathematik beschäftigte sich P. auch intensiv mit der Physik, vor allem mit der fotografischen Optik. Auf Anregung von Andreas von Ettingshausen, der in Paris die fotografischen Arbeiten von Louis Jacques Mandé Daguerre kennen gelernt hatte, begann P. 1839 mit der Berechnung von Porträt- und Landschafts-Objektiven. Ettingshausen vermittelte für P. auch den Kontakt zum Wiener Optiker Friedrich →Voigtländer, der auf der Basis der P.schen Berechnungen die ersten Prototypen der neuen Objektive herstellte. Der originäre Beitrag von P. ist das achromatische doppelte Objektiv, die Grundlage der Entwicklung der fotografischen Optik.
P.s Berechnungen waren auch die Grundlage für die Weiterentwicklung von Teleskopen, Mikroskopen, Theodoliten und Projektionsapparaten.
Nach einem heftigen Prioritätsstreit mit →Voigtländer, von dem er sich 1845 trennte, arbeitete P. in der Folge u.a. mit dem Optiker Carl Dietzler zusammen. Nach gelungenen Berechnungen konstruierte Dietzler einen Apparat mit doppeltem Aufzug und veränderlicher Brennweite, den P. 1856 anlässlich der Versammlung der deutschen Ärzte und Naturwissenschaftler in Wien vorstellte. Das im Jahr darauf patentierte P.-Dietzler-Objektiv hatte die dreifache Lichtstärke des Landschaftsobjektivs von →Voigtländer und wurde nach Frankreich und England exportiert.
Neben seinen Berechnungen von Objektiven befasste sich P. auch mit elektrischen Scheinwerfern. Er konstruierte einen transportablen Reflektor mit 1,3 m Durchmesser, der Gegenstände bis zur Entfernung von 2,7 km beleuchtete. Nach 1860 widmete sich P. der Akustik. Das von ihm vertretene Prinzip der Erhaltung der Schwingungsdauer führte zu einer Kontroverse mit Christian →Doppler, die Ernst →Mach, ein Schüler P.s schlichtete, indem er zeigte, dass die beiden Prinzipien nicht im Gegensatz zueinander standen.