REITHOFFER, Johann Nepomuk
* 13. 4. 1781, Valtice, Tschechische Republik
† 6. 5. 1872, Wien, Österreich
Erfinder, Unternehmer
R. lernte zunächst bei seinem Vater die Schneiderei und wanderte anschließend bis 1805 durch mehrere europäische Länder. Nach zwei Gesellenjahren in Nikolsburg/Mikulov machte sich R. selbstständig und begann, offensichtlich angeregt durch Vorlesungen über Chemie, die er in Paris gehört hatte, mit Experimenten zur Herstellung wasserdichter Gewebe. 1824 erhielt er ein erstes Privileg, „Wolltücher zu Kleidern wasserdicht zu machen“, verkaufte im Jahr darauf sein Schneidergeschäft und übersiedelte nach Wien. Hier experimentierte er mit Kautschuk weiter und erhielt 1827 ein weiteres Privileg auf die Herstellung „wasserdichter Schuhe und Stiefel mittels Maschinen“ und 1828 auf die Erfindung „elastische Federschnüre“. Weitere Privilegien betrafen 1830 die Herstellung von Miedern aus Federharz (Kautschuk) und 1833 das Verweben von Kautschukfäden.
Auf dieser Basis gründete R. 1831 die erste Fabrik für gummierte Gewebe am Kontinent, die 1852 nach Wimpassing (Niederösterreich) verlegt wurde. Im Jahr darauf übergab R. den Betrieb seinen Söhnen. Um 1870 beschäftigte die „Gummielasticum und Guttaperchawarenfabrik“ rund 800 Personen, die wöchentlich 15.000 Paar wasserdichte Schuhe, 120.000 Kämme und 500 wasserdichte Mäntel und Röcke erzeugten. 1923 gelang Johann Nepomuks Sohn Wilhelm R. († 1923) die Bildung eines Kartells aller elf in Österreich bestehenden Gummifabriken (Semperit).
Johann Nepomuk R.s Bruder, Josef R. (1796-1858) gründete 1832 in Wien die „Gummi- und Kabelwerke Josef Reithoffers Söhne“. Josefs Söhne Robert († 1898), Gustav († 1918) und Moriz († 1915) verlegten diese Fabrik 1865 nach Steyr (1931 stillgelegt).