GRUBER, Gabriel
* 6. 5. 1740, Wien, Österreich
† 26. 3. 1805, St. Petersburg , Russland
Wasserbauingenieur
Als Sohn wohlhabender Eltern in Wien geboren, zog es G. bereits als Jüngling zu den Missionaren nach China, weswegen er mit fünfzehn Jahren zu den Jesuiten ging. Sein Weg führte ihn jedoch vorerst nach Laibach/Ljubljana, wo er 1769 bis 1784 lebte und arbeitete. Hier gründete und leitete er die erste Handwerksschule Sloweniens, unterrichtete Zeichnen, Geometrie, Mechanik und Hydraulik am Lyzeum, war Initiator der Gründung der Krainer Landwirtschaftsgesellschaft, Direktor der Flussschifffahrt in der Krainer Region (1772-1781) und errichtete in Laibach/Ljubljana einen großen Palast, das heutige Archivgebäude Sloweniens.
Seine bedeutendste Arbeit ist der Entlastungskanal am Fluss Ljubljanica, mit dem das Moor in Laibach/Ljubljana getrocknet werden sollte, um die Stadt vor Hochwasser zu schützen. G. ging von genauen geodätischen Messungen aus und schlug die Ableitung eines Teiles des Flusswassers durch einen Entlastungskanal am Hauptbett durch Laibach/Ljubljana vor. Nach der Prüfung seiner Pläne folgten in den Jahren 1771 bis 1780 intensive Bauarbeiten, die in den ersten sieben Jahren der Planer selbst leitete. Nachdem bis 1777 die Kosten bereits das Doppelte des Voranschlags betrugen, die Ausschachtung aber noch nicht beendet war, musste sich G. in Wien verteidigen. Er wurde mit Jahresende abgesetzt und die Vollendung der Arbeit dem Ingenieuroberstleutnant Vincenc Struppi anvertraut.
Am 25. November 1780 waren die Arbeiten endlich beendet und in das Flussbett wurde Wasser eingelassen. Die Ausbauarbeiten dauerten noch bis 1782. Bald nach der Fertigstellung des damals Kaisergraben und heute nach G. benannten Kanals, bestätigten sich die mit dem Bau verknüpften Hoffnungen: Das Niveau des Grundwassers sank auf 70 cm, die großen Flächen wurden trocken und konnten bearbeitet werden.
Trotz intensiver Tätigkeit und Kontakte mit der fortschrittlichen slowenischen Intelligenz geriet G. in Laibach/Ljubljana immer mehr in die Defensive, insbesondere nach der Auflösung des Jesuitenordens 1773. In den Jahren 1773 bis 1776 leitete er den Wiederaufbau des ausgebrannten Gymnasiums. 1781 versuchte er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe durch eine ausführliche Darstellung der hydrotechnischen Verhältnisse in Slowenien zurückzuweisen. Bis 1784 spitzte sich für ihn die Lage derart zu, dass er sich nach sechzehn Jahren gezwungen sah, Slowenien zu verlassen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wien ging er 1786 nach Russland und wurde im Jahre 1800 Rektor des Jesuitenkollegiums in St. Petersburg/Leningrad und zusätzlich 1802 General der russischen Jesuitenprovinz. Trotz seiner Ordenspflichten blieb G weiterhin wissenschaftlich und didaktisch tätig. Er unterrichtete Mechanik, Physik und Architektur im Jesuitenkollegium in Polock, förderte die Gründung und Tätigkeit von Ausbildungsinstitutionen, erfand verschiedene Anlagen und plante Paläste und Festungen.