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This project is funded by the European Commission. The content is the responsibility of the author and in no way represents the views of the European Commission.

SCHRÖDINGER, Erwin

* 12. 8. 1887, Wien, Österreich
† 4. 1. 1961, Wien, Österreich

Physiker

S. wurde 1887 als Sohn des Wachstuch- und Linolfabrikanten Rudolf S. und seiner Frau Georgine in Wien-Erdberg geboren. Nach dem Besuch des Akademischen Gymnasiums nahm er im Herbstsemester 1906 das Studium am Physikalischen Institut der Universität Wien auf, wo soeben Fritz Hasenöhrl als Nachfolger Ludwig →Boltzmanns den Lehrstuhl für Theoretische Physik übernommen hatte. Im Mai 1910 promovierte S. mit seiner experimentalphysikalischen Arbeit „Über die Leitung der Elektrizität auf der Oberfläche von Isolatoren an feuchter Luft“ zum Doktor der Philosophie. In den folgenden Jahren schrieb er u.a. Abhandlungen über Radioaktivität und atmosphärische Elektrizität. Seine am 17. Oktober 1912 vorgelegte Habilitationsschrift widmete er dem Thema der Schmelzvorgänge bei Festkörpern.
Da es nach dem Krieg am Institut keine geeignete Stelle mehr für ihn gab, kehrte er 1920 nach seiner Verehelichung mit der 1896 geborenen Annemarie Bertel Österreich den Rücken und besetzte in kurzer Folge Positionen in Jena, Stuttgart und Breslau. 1922 ging er an die Universität Zürich, wo er im Oktober 1925 die Dissertation Louis De Broglies las. Darin hatte dieser die Hypothese aufgestellt, dass die Umlaufbewegung des Elektrons um den Atomkern eine Wellenerscheinung ist und damit die Existenz der stationären Bahnen im Bohr’schen Atommodell auf elegante Weise erklärt. In seiner Artikelreihe „Quantisierung als Eigenwertproblem“ entwickelte S. nun eine Methode zur Beschreibung von Materieteilchen durch eine Wellengleichung und begründete damit die Wellenmechanik, mit der sich im Prinzip nicht nur Atome und Moleküle, sondern schlechthin alle nichtrelativistischen physikalischen Systeme beschreiben lassen. Er konnte auch beweisen, dass Heisenbergs Matrizenmechanik mit seiner Wellenmechanik äquivalent ist. Für diese Leistungen erhielt S. 1933 den Nobelpreis.
In Bezug auf die physikalische Interpretation der Wellenfunktion vertrat S. die Auffassung, dass ihr unmittelbare physische Realität zukommen muss; die von Max Born entwickelte Vorstellung von der Wellenfunktion als Wahrscheinlichkeitsdichte verwarf er. Um zu zeigen, dass ihre konsequente Anwendung zu unsinnigen Schlussfolgerungen führt, ersann er 1935 ein unter dem Namen „S.s Katze“ bekannt gewordenes Gedankenexperiment, mit dem er allerdings nicht verhindern konnte, dass sich die Mehrzahl der namhaften Physiker Born anschloss.
Im Sommer 1927 erhielt S. einen Ruf an die Berliner Humboldt-Universität, wo er den nach dem Abtreten Max Plancks frei gewordenen Lehrstuhl für Theoretische Physik übernahm. Zu seinem neuen Kollegenkreis zählten neben anderen Albert Einstein, Max Laue, Lise →Meitner und Fritz London. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jänner 1933 verließ er Deutschland und verbrachte die nächsten drei Jahre am Oxforder Magdalen College, wohin ihn der britische Physikprofessor Frederick Alexander Lindemann eingeladen hatte. 1936 wechselte er an die Universität Graz, wo ihm aber nach dem „Anschluss“ im März 1938 die Lehrbefugnis entzogen wurde. Zum Glück hatte er bereits die Aussicht, eine Stellung am neu gegründeten Dubliner Institute for Advanced Studies einnehmen zu können, die ihm der irische Premierminister Eamon de Valera angetragen hatte und die er im Oktober 1939 antrat.
1943 setzte sich S. in einer Vortragsreihe unter dem Motto „Was ist Leben?“ mit dem Einfluss von Röntgenstrahlung auf die Mutationsrate bei der Taufliege auseinander. Er behandelte das Gen gemäß den Regeln der Physik als makroskopisches System und erklärte seine Langzeitstabilität dadurch, dass es nicht den Gesetzen der Statistik folgt und daher nicht flüssig oder sonst wie aus einer großen Menge unabhängiger Bestandteile zusammengesetzt sein kann, sondern als kleines, unveränderliches Körperchen angesehen werden muss. Damit hatte er allein aus den Prinzipien der Physik den Beweis abgeleitet, dass ein Gen nichts anderes ist als ein einzelnes, sehr großes Molekül. Des Weiteren legte er schlüssig dar, dass es ohne die Quantentheorie unmöglich ist, zu einem vollständigen Verständnis des Phänomens der Vererbung zu gelangen und schlug auf diese Weise die von der Wissenschaft bisher vergeblich gesuchte Brücke zwischen Physik und Biologie.
In der Buchausgabe von „Was ist Leben?“ schrieb S.: „In diesen Chromosomen ... ist in einer Art Code das vollständige Muster der zukünftigen Entwicklung des Individuums und seines Funktionierens im Reifezustand enthalten. Jeder vollständige Chromosomensatz enthält den ganzen Code ... Die Chromosomenstrukturen tragen gleichzeitig dazu bei, die Entwicklung, welche sie ahnen lassen, hervorzubringen. Sie sind zugleich Gesetzbuch und ausübende Gewalt, Plan des Architekten und Handwerker des Baumeisters.“ Damit hatte er die Idee vom genetischen Code in der modernen Biologie begründet. Das Buch löste eine Welle der Begeisterung aus und eine ganze Reihe von Wissenschaftern griff sein Gedankengut begierig auf – unter ihnen vor allem James Watson und sein Kollege Francis Crick, der angab, dass sie erst durch „Was ist Leben?“ dazu bewogen worden waren, das Gebiet der Molekularbiologie zu betreten. Auch Maurice Wilkins, der durch seine Röntgenbeugungsaufnahmen wesentlich zur Aufklärung der Doppelhelixstruktur der Desoxyribonukleinsäure im Jahr 1953 beitrug, war durch S. dazu angeregt worden, in die biologische Grundlagenforschung einzusteigen.
Obwohl S. von Religion im Allgemeinen und den einzelnen Religionsgemeinschaften im Speziellen nicht viel hielt, hatte er doch ein gewisses Bedürfnis nach Spiritualität und beschäftigte sich zeitlebens mit metaphysischen Fragen. Sein Hauptinteresse gehörte dabei der altindischen Philosophie, die für ihn zu einem bestimmenden Element seiner Weltanschauung wurde. Geprägt von der darin vertretenen Auffassung von der Welt als Einheit beschäftigte er sich über einen Zeitraum von vielen Jahren hinweg immer wieder mit der Suche nach einer einheitlichen Feldtheorie. 1943 modifizierte er die Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie so, dass sowohl die Gesetze der Gravitation als auch die des Elektromagnetismus aus ihnen ableitbar sein sollten. S.s Ansatz führte zu einer verallgemeinerten Form der herkömmlichen elektromagnetischen Theorie, nach welcher das Photon eine von Null verschiedene Ruhemasse haben muss. Auf eine experimentelle Bestätigung seiner Vorhersagen musste er aber vorerst verzichten, da sich das vorhandene Datenmaterial aus geophysikalischen Messungen und Sonnenbeobachtungen als unzureichend erwies. Ein neuer Anlauf im Jahr 1947 blieb ebenfalls erfolglos, denn Einstein, der am selben Problem bereits 1923 gescheitert war, wies nach, dass S.s Theorie bis auf einen unwesentlichen Zusatz mit seiner eigenen äquivalent war und damit in eine Sackgasse führte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann S., der mittlerweile die irische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, die Kontakte zur alten Heimat wieder intensiver zu pflegen. Im Wintersemester des Jahres 1950 kam er als Gastprofessor an die Universität Innsbruck und wurde zu einem der herausragenden Proponenten des jährlich im Sommer stattfindenden Europäischen Forums in Alpbach. Im Mai 1955 wurde an der Universität Wien eine eigene Lehrkanzel für ihn eingerichtet, deren Leitung er am 13. April 1956 mit einer Antrittsrede zum Thema „Die Krise des Atombegriffes“ offiziell übernahm. In der Folge hielt er Vorlesungen über Allgemeine Relativitätstheorie und die Evolution des Universums ab; außerdem betreute er ein wöchentlich stattfindendes Seminar. Im September 1958 emeritierte er und beendete damit seine akademische Tätigkeit. Den Winter 1959/60 widmete er der Arbeit an seinem Buch „Mein Leben – meine Weltansicht“, für dessen ersten Teil er auf einen unveröffentlichten autobiographischen Essay zurückgriff. Zudem ergänzte er das Werk durch einen zweiten Abschnitt, in dem er sich die Frage „Was ist wirklich?“ stellte und dem in der abendländischen Philosophie häufig postulierten Gegensatz zwischen Geist und Materie eine Absage erteilte.

15. 11. 2009 - Publication of the online lexicon

At the end of November we will eagerly await the publication of the Online lexicon of scientists and inventors from Central Europe in the Slovenian language. This will be followed by English, ...

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14. 10. 2009 - 2nd CESA Partnership Meeting

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