BUCHAR, Emil
* 4. 8. 1901, Horní Nová Ves bei Lázně Bělohrad , Tschechische Republik
† 20. 9. 1979, Pibrans/Příbram , Tschechische Republik
Astronom, Geodät
Nach dem Abiturientenexamen am staatlichen Realgymnasium in Nová Paka studierte B. von 1921 bis 1926 Astronomie an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität in Prag/Praha. Das Doktorat der Naturwissenschaften erwarb er 1927 mit der Dissertation „L´orbite de la planète 1055“. Bereits während des Studiums arbeitete B. als Assistent im Astronomischen Institut der Karlsuniversität, anschließend bis 1929 an der Astrograph- und Meridianabteilung der algerischen Sternwarte Bouzareah.
Zurückgekehrt nach Prag/Praha arbeitete B. die folgenden siebzehn Jahre in der astronomischen Sektion des Militärischen Geographischen Instituts und später im Landesvermessungsamt in Prag/Praha. Nach seiner Habilitation zum Thema „Lotabweichungen und das Geoid in der Tschechoslowakei“ erhielt er 1946 einen Ruf als Professor für Astronomie und Grundlagen der Geophysik an der Technischen Universität Prag/Praha. 1948 war er Dekan der Fakultät für Geodäsie und für einige Jahre Vorstand des Instituts für Höhere Geodäsie, Astronomie und Grundlagen der Geophysik. Seit der Gründung des Astronomischen Observatoriums der Technischen Universität stand er diesem vor und richtete die tschechoslowakische internationale Station zur Bestimmung der Erdpolbewegung und der Variationen der Erdrotation ein. Dafür entwickelte B. ein astrometrisches Gerät hoher Präzision.
B.s Arbeitsschwerpunkte sind die Himmelsmechanik, Astrometrie und geodätische Astronomie. Er maß die Lagen zahlreicher Kleinplaneten und Kometen, beobachtete eine Reihe von Mond- und Sonnenfinsternissen, von Deckungen und maß die Helligkeit von Kometen. Er führte die astronomische Messung der geographischen Lagen und Azimute an einer großen Anzahl trigonometrischer Punkte des tschechoslowakischen geodätischen Netzes mit verschiedenen Methoden durch, die er permanent weiterentwickelte. Zum direkten Messen des persönlichen Fehlers beim Zirkumzenital entwickelte er ein Hilfsgerät, das lange Jahre hindurch erfolgreich bei der Erstellung des astronomisch-geodätischen Netzes des Staatsterritoriums genutzt wurde. Später konstruierte er ein prismatisches Registriermikrometer, das persönliche Fehler bereits während der Beobachtung automatisch ausschließt. Der von ihm realisierte große Zirkumzenitaltyp bewährte sich beim Messen während des Internationalen Geophysikalischen Jahres.
Außerordentlich sind B.s Beiträge zur Entwicklung der Himmelsmechanik seit den Starts der ersten Satelliten Sputnik I und II. Er erkannte als Erster die Ableitung der Polabplattung der Erde aus der Bewegung der Knotenlinie und der Perigäen der künstlichen Satelliten. Damit rückte B. zum anerkannten Mitglied der science community der Satelliten-Astrodynamik auf. Er wurde Mitglied der Internationalen Kommission für Kosmische Forschung in Paris, der Internationalen Astronomischen Akademie und der Internationalen Kommission zur wissenschaftlichen Nutzung künstlicher Satelliten in der Geodäsie, Vorsitzender der 6. Kommission der Internationalen Astronomischen Union sowie Mitglied des Redaktionsrats der internationalen Zeitschrift Icarus. B. ist Autor von mehr als sechzig wissenschaftlichen Arbeiten. Die 1952 gegründete Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften ernannte ihn zu ihrem korrespondierenden Mitglied.