RUSJAN, Edvard

R. erlernte den Beruf seines Vaters (Fassbinder), begeisterte sich jedoch als Sportler zeitlebens für die Luftfahrt. Die Stationen seines Lebens waren Triest/Trieste/Trst (1886-1890), Renče (1890-1898), Görz/Gorica (ab 1898), Agram/Zagreb (Ende 1910) und Belgrad/Beograd (Anfang 1911).
Seine ersten öffentlichen Erfolge errang er im Radrennsport, wo er auf Personen traf, die für sein späteres Interesse an der Luftfahrt wichtig sein sollten. Die Begeisterung für die Fliegerei teilte er seit 1897 mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Jože, der bis zum Tod sein engster Mitarbeiter blieb und seine Arbeit fortführte. 1900 bauten die beiden Brüder ein erstes flugtüchtiges Modell.
1908 beschlossen sie den Bau eines Flugzeuges, scheiterten aber an mangelnden technischen Kenntnissen und am fehlenden Geld für einen Motor. Trotzdem entschloss sich R. – nach dem Vorbild der Gebrüder Wright – selbst einen Motor zu bauen und reiste mit den Plänen zum Ingenieur Franz Miller nach Turin. Miller unterstützte den begabten Mann, besorgte ihm einen Flugzeugmotor „Anzani“ mit 25 PS und ermöglichte ihm den Besuch des internationalen Flugzeugmeetings im September 1909 in Brescia (Italien). Hier sah R. hautnah die neuesten Errungenschaften des Flugwesens und lernte u.a. Louis Blériot kennen, der kurz zuvor als erster den Ärmelkanal überflogen hatte.
Als Vorbild für sein eigenes Flugzeug orientierte er sich jedoch an dem in Brescia siegreichen amerikanischen „Curtiss Golden Flyer“. Nach der Rückkehr nach Görz konstruierte er mit seinem Bruder Jože mit freiwilligen Helfern einen Doppeldecker, mit dem →Rusjan nach einigen Konstruktionsänderungen am 25. November 1909 als erster Slowene 60 Meter weit flog. Vier Tage später schaffte er bereits 600 Meter. Bis August 1910 bauten die Brüder sieben Flugzeuge, die nach Edvards Rufname „Eda“ genannt wurden. „Eda I“ war ein Doppeldecker, „Eda II“ ein Dreidecker des Typs „Ente“ (mit Heckmotor mit Schubwirkung), „Eda III“ und „Eda IV“ waren wie „Eda I“ Doppeldecker, „Eda V“ entsprach dem Vorbild des Eindeckers „Demoiselle“ (Santos-Dumont), „Eda VI“ orientierte sich nach Blériots Flugzeug Nr. XI und „Eda VI“ war ein Halb-Doppeldecker. In alle Flugzeuge bauten die Brüder denselben „Anzani“-Motor ein, der jedoch nie reibungslos funktionierte und die Flüge auf eine Höhe von 50 Meter und die Dauer von einigen Minuten beschränkte.
Nach zahlreichen Misserfolgen schloss sich R. mit dem Unternehmer und Flugzeugkonstrukteur Mihajlo Merćep aus Agram/Zagreb zusammen. Danach entstand in Agram/Zagreb von September bis Mitte November 1910 sein bestes Flugzeug, ein Eindecker mit 14,4 Meter Spannweite und einem „Gnome“-Motor mit 50 PS. Mit diesem Flugzeug hob R. bereits nach 28 Meter vom Boden ab und erreichte eine maximale Flughöhe von über 100 Meter. Um den Verkauf, u.a. an die Serbische Armee, anzukurbeln, veranstalteten die beiden Anfang 1911 ein Flugzeugmeeting in Belgrad/Beograd, das von ausgesprochen schlechtem Wetter überschattet war. Trotzdem wagte R. am 9. Januar 1911 einen Flugversuch. Nach drei Kilometern riss ein Windstoß beim Landeanflug einen Flügel ab und R. stürzte tödlich ab. Sein Bruder Jože arbeitete weiter mit Merćep in Agram/Zagreb zusammen und baute nach den Plänen R.s bis 1914 drei weitere Flugzeuge.