SVOBODA, Antonín

S. absolvierte 1931 das Ingenieurstudium für Maschinenbau und Elektrotechnik an der Tschechischen Technischen Hochschule in Prag/Praha und studierte anschließend an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität. Seit 1934 arbeitete er als Assistent an den Instituten für Mathematik und Physik der Technischen Hochschule und promovierte 1936 zum Doktor der Technischen Wissenschaften. Im folgenden Jahr begann er sich mit der Entwicklung eines Peilers zur Steuerung der Flugabwehr für das Verteidigungsministerium zu beschäftigen. Nach der deutschen Okkupation der Tschechoslowakei ging er 1939 nach Frankreich, um seine Arbeit an den Peilern bei der „Société d´Applications Générales d´Electricité et Mécanique“ in Paris fortzusetzen. Als auch Frankreich besetzt wurde, wanderte er in die USA aus, wo er leitender Ingenieur und Vizepräsident der Gesellschaft „ABAX“ in New York wurde, die Peiler seines Systems produzierte.
Für die Berechnung der Flugposition entsprechend der festgestellten Parameter verwendete S. einen analogen Computer mit mechanischen Operationshebelelementen; ein System für das er die später publizierte Theorie ausarbeitete und auf das er mehrere amerikanische Patente erhielt. Seit 1943 entwickelte er als ordentliches Mitglied des „Radiation Laboratory of Massachusetts Institute of Technology“ analoge Rechenmaschinen für Peiler zur Steuerung des Feuers weiter. Für seine Verdienste um den Sieg der Alliierten erhielt er 1948 eine Auszeichnung der US-Seestreitkräfte.
S. kehrte 1946 in die Tschechoslowakei zurück, arbeitete wieder als Assistent des Mathematischen Instituts der Technischen Hochschule und habilitierte sich 1948. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit hielt er Spezialvorlesungen über Mathematische Maschinen für Studenten der Fakultät für Maschinenbau und Elektrotechnik. Etwa gleichzeitig gründete er das Forschungslaboratorium im Prager Zweigbetrieb von „Zbrojovka Brno“ und begann mit der Entwicklung einiger Funktionsmodelle von Relaiskalkulatoren sowie komplexerer mathematischer Maschinen. Dieses Laboratorium wurde zur Basis der späteren Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Firma „ARITMA“. Für das Projekt des Rechenlochers, später bei „ARITMA“ serienmäßig produziert, erhielt er 1955 den Staatspreis.
1950 wurde das Zentrale Mathematische Institut gegründet, wo S. das Labor für Mathematische Maschinen, später als Forschungsinstitut aufgewertet, bis zu seiner 1964 aus politischen Gründen erzwungenen Auswanderung leitete. Hier entstand das Projekt des großen Relaiscomputers „SAPO“, dem ersten „Computer“ der Tschechoslowakei, dessen Teilsystem erstmals 1957 in Betrieb ging. Auf die erste Rechnergeneration folgte der Computer „EPOS 1“ mit Elektronenröhren sowie in der zweiten Version als „EPOS 2“ mit Transistoren.
S. ging 1964 zum zweiten Mal in die USA, diesmal in das Forschungszentrum der Firma „General Electric“ in Phoenix/Arizona. Nach kurzer Zeit wechselte er an die Universität Los Angeles, wo er 1968 zum Professor ernannt wurde und 1977 emeritierte. Er hielt Vorlesungen über Logischen Entwurf, Computerarchitektur und Computerarithmetik. Anlässlich einer Gastprofessur an der Universität Paris besuchte er 1975 ein letztes Mal seine tschechische Heimat.