COLLMANN, Alfred
* 17. 4. 1851, Wien, Österreich
† 7. 4. 1937, Wien, Österreich
Maschinenbauingenieur
C. war der Sohn des Besitzers einer Eisengießerei, absolvierte die Realschule in Wien und studierte 1867 bis 1871 an der Maschinenbauschule des Polytechnischen Instituts in Wien bei Grimus von Grimburg und dessen Adjunkt Johann von →Radinger. 1871 trat er in die Maschinenfabrik Decker & Co in Cannstadt ein, wo er zwei Jahre als Konstrukteur tätig war. 1873 wurde er Betriebs- und Konstruktionsingenieur bei Jakob Rieter in Föß bei Winterthur und war dort bis 1877 mit dem Bau von Wasserturbinen beschäftigt. Schließlich nahm er die Stelle eines Konstrukteurs in der Baienthaler Maschinenfabrik in Baienthal bei Köln am Rhein an.
Bereits 1877 entwickelte C. die Idee, das Ein- und Ausströmen des Dampfes in Dampfmaschinenzylindern durch zwangsläufig bewegte Doppelsitzventile zu bewerkstelligen. Zu dieser Zeit ging die Tendenz bereits in die von →Radinger initiierte Richtung höherer Drehzahlen und Leistungen. Die „alte Collmannsteuerung” mit Wälzhebelwirkung von 1878 trug diesem Umstand Rechnung und wurde trotz des relativ großen Regelwiderstandes, der durch große Watt’sche Regulatoren beherrscht werden konnte, während ihrer Patentdauer (wegen ihrer die damaligen Corliss- und Sulzersteuerungen übertreffenden Zuverlässigkeit) 2000 Mal von diversen Maschinenfabriken ausgebaut. Auf der Pariser Weltausstellung wurde sie von allen Fachleuten bewundert und trug C. die Verleihung des Bandes der Ehrenlegion ein.
C. verbesserte seine Steuerungen fortlaufend (Patente von 1891, 1892, 1893 und 1895). 1901 konnte ein „Bericht über die Erfolge aller die C.-Steuerungs-Patente ausbauenden Maschinenfabriken” anlässlich der Lieferung der tausendsten Dampfmaschine mit „neuer Collmannsteuerung” herausgegeben werden. Drei der darin aufgezählten Maschinenfabriken hatten auf der Pariser Weltausstellung von 1900 je einen Grand Prix erhalten. Insgesamt wurden Kolbendampfmaschinen mit zusammen einer Million PS mit C.-Steuerungen ausgerüstet.
Von 1880 bis 1884 hielt sich C. in England auf, um sich anschließend als freischaffender Ingenieur in seiner Heimatstadt Wien niederzulassen. C.s. Bedeutung liegt darin, dass er die Wirkungsweise der Kolbendampfmaschine als Antriebsmotor für die Industrie noch einmal durch Jahrzehnte wesentlich zu steigern vermochte, bis die Dampfturbine eine neue Ära einleitete. Die Technische Hochschule Wien verlieh ihm 1931 das Recht zur Führung des Titels Dr. h.c.